Kinder wollen ihre Freunde wiedersehen und erhoffen sich viel von einer Rückkehr in die Schule. Eltern müssen arbeiten und schaffen den Spagat hinsichtlich des Homeschoolings kaum; Arbeitgeber machen Druck, Geldsorgen entstehen. Schulen versuchen, die Forderungen der Ministerien zu folgen und Unterricht wieder möglich zu machen:
- die einen schaffen recht perfekte Gegebenheiten mit Abstand, Einbahnstraßen & Co., aber können so nur wenige Klassen aufnehmen,
- die anderen denken sich rotierende Systeme aus, in denen jedes Kind bis zu den Sommerferien noch für eine Hand voll Schulstunden im Gebäude sein kann,
- die nächsten verzichten auf schwer einzuhaltende Abstandsregeln und nehmen alle Klassen wieder auf, aber separieren die Klassen und Lehrer voneinander und zahlen den Lehrern Coronatestungen,
- und wieder andere lassen den Familien sehr hilflos halbe Drillinstruktionen per Video oder E-Mail zukommen, die an preußischen Schulalltag erinnern und Druck machen.
Manche Kinder sind enttäuscht, wenn sie mit Vorfreude auf ihre Kumpels zur Schule zurückgekehrt sind und dann die komplette Zeit allein an ihrem Tisch sitzen müssen: kein Gespräch, kein Spiel, kein Kichern, kein Berühren und Toben. Viele Eltern fühlen sich übersehen und weiterhin gestresst, nur anders: Sie müssen den Schulweg koordinieren, für verschiedene Kinder und Schulen zu unterschiedlichsten Zeiten, und sie müssen den Stress ihrer Kinder auffangen. Manche Eltern berichten von emotional sehr aufwühlenden Situationen am Morgen vorm Schulgebäude. Und dann stehen auch noch die Sorgen im Raum um die Kinder, die nicht wieder hingehen können, die zu Hause bleiben müssen und dort eine katastrophale Zeit verbringen. – So viele Nöte und keine Lösung ohne dass irgendjemand oder irgendwer hinten runterfällt.
In einem Interview mit dem WDR habe ich aus entwicklungspsychologischer und beziehungsorientiert-pädagogischer Sicht einen Blick auf Grundschulkinder gewagt, die in einen sehr bedrückenden Schulalltag zurückkehren. Möglichst schnell zurück zum klassischen Unterricht halte ich von dieser Warte aus wirklich für verkehrt.
Ich habe auch keine Lösung. Meine Idee zum Kompromiss wäre ein freiwilliger Schul- bzw. Betreuungsalltag, für die, die ihn brauchen und wollen, mit Abstand und kleinen Gruppen, ja – aber auch ohne feste Lernplanziele. Orte ermöglichen ohne Druck. In Schulen, städtischen Kinderzentren, Kirchengemeinden. Und parallel gestärkte Arbeitnehmerrechte, finanzielle Ausgleiche für Eltern, die betreuuen müssen (z.B. bei Risikogruppen). Ich weiß nicht, ob und wie das gehen kann. Und wie lange! Nur ein Gedanke, vielleicht kann er irgendwo weitergesponnen werden?