In Beratungsgesprächen und auch im Austausch mit Freunden und Bekannten, die noch kleinere Kinder haben, höre ich gerade immer wieder, wie Eltern mit sich selbst alles andere als zufrieden sind. Die Tage strengen sie an, die Kinder strengen sie an, die gesamte Situation ist eine absolute Herausforderung.
Und dann sind da die anderen Stimmen, die sagen “Bei uns klappt es doch auch!”, “Stell Dich nicht so an! Es sind doch Deine Kinder!” oder “Man muss nur wollen!” Da kann man eigentlich echt selbstsicher sein und sich stark fühlen – und doch kommt bei vielen im Unterbewusstsein an, dass sie etwas falsch machen, dass sie es besser schaffen müssten.
Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr es hinbekommt, Nachsicht Euch selbst gegenüber zu zeigen. Was viele gerade schaffen müssen, war noch nie vorher da. Es ist anders als lange Sommerferien. Der Job bleibt, das Einkaufen stresst, Freizeitangebote sind größtenteils weggefallen. Es ist kein Netz da aus Freunden, Plänen, Verwandten. Und es ist oft unbewusst Angst da, Sorge, Unsicherheit. Was passiert mit den Großeltern? Was geschieht mit unserem Land? Was macht das alles mit uns? Wie wird die Zukunft? Was ist im Herbst, was nächstes Jahr?
Das frisst und bohrt – und das darf es auch.
Und darum ist es okay, wenn wir öfter aus dem Hemd springen, öfter eine Tür zuschlagen, öfter nicht mehr mögen, öfter losheulen, öfter brüllen. Es hat eine nachvollziehbare Ursache.
Und doch sollte es nicht so sein. Klar. Unsere Kinder sollten sich geborgen fühlen, nicht angespannt und verunsichert. Wir sollten es besser hinbekommen. Aber verdammt nochmal es geht nicht immer wie im Bilderbuch, im Ratgeber, bei den Nachbarn, denen es irgendwie leichterfällt.
Und dann?
Ein bisschen Inspiration findet Ihr vielleicht
- hier, wo ich mir für Bindungsträume angeschaut habe, wann Schreien oder auch ([aggressives] Nicht-Schreien!) okay ist und wie man allgemein damit umgehen sollte, wenn es doch passiert,
- oder hier, wo ich die Idee der “Energiesparfamilie” beleuchtet habe – die Erinnerung daran zu hinterfragen, was man alles macht, von den Kindern erwartet, von sich selbst fordert, weil “es sich eben so gehört”…denn das sind die Rädchen, an denen wir drehen können, um alles zumindest ein kleines bisschen zu erleichtern.
Die wichtigstens Punkte sind: Wenn Schreien nicht Normalität ist, sondern die grundlegende Bindung stimmt und es Austausch mit den Kindern gibt zu den ganzen Stressauswirkungen, ist es nicht das übelste Drama und Nachsicht mit sich selbst ist okay. Und wenn Schreien und Anspannung ständig zu groß sind und Euch beschäftigen, solltet Ihr schauen, wo Ihr noch mehr Lockerungen in Euren Alltag bringen könnt. Habt nicht gleich Angst vor den “Tyrannen”. Wenn unser Alltag wieder normaler wird, bekommen wir uns alle auch irgendwie wieder langsam in normale Spuren zurück. Den Resetknopf suchen wir dann gemeinsam!