30. April – Tag der gewaltfreien Erziehung
Oh ja, dieser Tag sollte jeden Tag sein – natürlich. Aber es gibt diesen speziellen Anlass, damit wir nicht vergessen, daran zu erinnern, wie viele Kindern es nicht gut geht. Vielen begegnet zu Hause Gewalt, etlichen auch außerhalb der heimischen vier Wände. Wer jetzt “nur” an Tritte oder Ohrfeigen denkt, vergisst einen großen Bereich, für den man besonders sensibilisieren muss, weil er nicht so einfach auszumachen ist wie Körperliches: die psychische Gewalt.
Welche verschiedenen Auffassungen es davon gibt, was sich alles hinter diesem Begriff verbergen kann und wie schwierig es ist, ihn zu nutzen, habe ich schon mal ausführlich für Bindungsträume herausgearbeitet.
Bedürfnisse sehen
Was ich heute mitgeben möchte ist zum einen, dass es mir um das Anerkennen kindlicher Bedürfnisse geht, denn wer zumindest versucht hinzusehen, anzuerkennen und diesen gerecht zu werden, übergeht ein Kind nicht und ist auf dem besten Weg, selbst sprachliche Gewalt oder psychische durch Gefühlskälte nicht zu verwenden! (Inwiefern wir Großen immer die Kraft haben, die kindlichen Bedürfnisse zu erfüllen, steht auf einem anderen Blatt.)
Achtsamkeit ist keine Zeitverschwendung
Zum anderen möchte ich unbedingt das Argument abschmettern, dass wir heute zu viel Zeit auf Kinder verschwenden und zu verhätschelnd sind, wenn wir uns derlei Gedanken machen, ob eine kühle Ansprache, ein Zerren am Arm oder ein Zubettbringen ohne abschließende Zuwendung nach einem Streit Gewalt sein könnten. Meines Erachtens kann man darüber nicht zu viel nachdenken, so lange wir Eltern uns sicher sind, dass auch unsere Grenzen Berechtigung haben. Ziehen wir diese Grenzen und eigenen Bedürfnisse auf eine zugewandte Art und Weise, hat Gewalt keinen Platz. Und das ist unbedingt zu reflektieren und niemals unnötiger Achtsamskram!
Coronazeit ist auch Chance
Und drittens möchte ich dazu einen Gedanken teilen, der mit gestern im Verlauf eines Austauschs mit anderen Eltern kam: die Coronazeit samt Homeschooling ist eine wichtige Phase um unseren Kindern gewaltfrei zu begegnen und zu zeigen, dass
- wir alle nicht perfekt sein müssen,
- wir Eltern den Druck von außen (Schule!) nicht an unseren Kindern abladen müssen,
- #gutgenug reicht!
Das können unsere Kinder jetzt lernen. – Ich wünsche Euch Kraft, Kapazität, Raum (auch beruflich, finanziell, persönlich, psychisch) dafür. <3 (Ich weiß, dass das in vielen Familien nicht möglich sein wird. Leider. Und das ist schlimm! Dennoch haben viele die Chance hier besonders achtsam zu sein und müssen sie nutzen.)
Und ich wünsche Euch Vertrauen in Eure Kinder und Schulen bzw. Lehrer; die meisten werden berücksichtigen, dass die Kinder eine krasse Zeit hinter sich haben und nicht auf dem üblichen Leistungsstand sind. Alle starten mit Defiziten im Vergleich zu normalen Schuljahren. Ihr müsst nichts in sie “hineinprügeln”, nicht brüllen, nicht enttäuscht sein. Das ist es nicht wert. Niemals!