“Du stinkst freundlich aus dem Maul.”
Das war der Schlusssatz einer Situation, die wohl alle Eltern so oder ähnlich kennen: man kommt hinzu, wenn Kinder streiten, hat keine Idee, um was es geht oder wer angefangen hat und reagiert irgendwie. Hier war es wie folgt: lautes Gezanke, böse Beschimpfungen – als wir Eltern in den Raum kamen, war nur ein giftiges “Du stinkst aus dem Maul!” zu hören. Was macht man da? Meist genervt reingrätschen: “Wie kannst Du sowas sagen? Was soll denn dieser Ton? So kannst Du mit Deinen Kumpels reden, aber nicht in unserer Familie!” Und im Anschluss gäbe es vielleicht – je nach Familie und Moment – noch ein “Verschwinde hier! Ab ins Zimmer! Lass Deinen Bruder in Ruhe!”
Kann passieren, oder?
Was genau aber passiert dann da? Wir Eltern entscheiden, dass ein gehörter Satz (bzw. auch eine Aktion) vollkommen daneben war, der Sagende sich daneben benommen hat und nun leise sein / weggehen soll. Wir geben Schuld und regeln, ohne mehr herauszufinden. Ohne jedem eine Chance zu geben.
Was ist bei uns passiert in der o.g. Situation? Auch hier wurde gemeckert: “Wie kannst Du denn sowas Unfreundliches sagen?” Doch das Kind, das in unseren Augen beleidigt wurde, wiegelte hier sofort ab und ließ uns gar nicht die Möglichkeit, einen Schuldigen zu suchen und ein Urteil zu fällen: “Das hat sie lustig gemeint, wir albern nur herum!”
Also alberten sie weiter – “Jetzt sagen wir das Böse einfach netter!” – und am Schluss entstand eben der eingangs erwähnte Satz “Du stinkst freundlich aus dem Maul.”, über den alle lachen mussten. Keine große Sache, kein wichtiger Moment eigentlich, aber ich musste doch dran denken, wie sehr ich mir immer vornehme, eben keine Schuld zu suchen oder zu verteilen. Es ist nämlich ziemlich doof, bei einem Kinderstreit dazuzukommen und ohne mitgehört zu haben, was vorher war, zu beschließen, wer der Böse ist, der Auslöser war und wie das ganze einseitig für einen Gewinner zu lösen ist. Passiert uns Eltern aber ständig. Oder den Betreuern in Kindergarten und Schule. Oder nicht?!
Weil es eben manchmal schwierig ist, anders vorzugehen. Dabei würden wir das bei erwachsenen Streithähnen auch tun: gucken, dass sich keiner verletzt, und dabei unterstützen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Richter und Polizist wären wir da nicht und müssen das auch bei unseren Kindern nicht sein. Kommen wir zu einem Streit hinzu, sollte unser Weg ein Stopp sein, ein Fragen und Zuhören und ein Lösen für beide Seiten. Was war hier los? Was wolltest Du – und was wolltest Du? Habt Ihr eine Idee, was wir tun könnten?
Und manchmal hilft auch Humor wunderbar zum Auflösen der Situation – erst recht in einem Moment wir hier, wenn wir merken, dass es gar nichts Ernstes war. “Du stinkst aus dem Maul. Sehr freundlich! Herzbester Arschi!”